Frauen und Männer der älteren, weniger digital geprägten Generation fühlen sich zunehmend abgehängt. Hilfe von der Darmstädter Kommunalpolitik erhalten sie bislang wenig.


Sie reißen nicht ab – die Klagen von Seniorinnen und Senioren über den sukzessiven Abbau von Geld- und Fahrkartenautomaten. In Leserbriefen und persönlich Eingaben an die Redaktion kritisieren Menschen der älteren, weniger digital geprägten Generation, sich abgehängt zu fühlen, weil grundlegende Dienstleistungen zunehmend ins Digitale und Smartphone abwandern. Jüngst schaltet sich verstärkt auch die „Interessenvertretung für ältere Menschen der Wissenschaftsstadt Darmstadt“ ein.
„Die Leute werden überrumpelt, das ist auch ein soziales Problem“, moniert Vorsitzende Ursula Schwarz. Bei vielen bestünden Ängste vor mobiler Digitaltechnik, schließlich werde damit immer wieder auch Unsinn gemacht. „Auch der finanzielle Aspekt spielt eine Rolle.“ Der Großteil der älteren Menschen habe kein Smartphone und müsste sich erst eins anschaffen. Doch sei das für viele zu teuer, zumal etliche von Altersarmut betroffen seien. „Und manche wollen es auch gar nicht, weil sie den persönlichen Kontakt vorziehen.“
Auf ihrer Internetseite hat die Interessenvertretung seit dem Jahreswechsel in vier Presseerklärungen den angekündigten Abbau von Ticketautomaten der Heag Mobilo sowie Geldautomaten der Sparkasse öffentlich kritisiert. Und wie Ursula Schwarz aktuell erzählt, habe es nun auch persönliche Treffen mit Vertretern des lokalen Bus- und Bahnbetreibers einerseits und der Sparkasse in Darmstadt andererseits gegeben. Dabei hätten diese in erster Linie ihre Ansätze erläutert und begründet, doch ändere das nichts.
Auch die ehrenamtliche Nachbarschaftsinitiative „Eberschaftshilfe“ habe sich dieser Tage wegen des allgemeinen Automatenabbaus mit einem Brief an Dezernent Paul Wandrey gewandt. Deren Konter-Vorschlag gibt Schwarz so wieder: Senioren gleich gänzlich kostenfrei den öffentlichen Nahverkehr nutzen lassen – auch für eine erleichterte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Ob es schon eine Reaktion darauf gegeben habe, weiß sie nicht.
Zudem habe die Älteren-Interessenvertretung bereits Mitte Januar einen Vorschlag zu Erhalt, Einrichtung und Ausstattung von Fahrkartenautomaten in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht: Der Magistrat möge auf die Heag Mobilo einwirken, Ticketautomaten und Barbezahlmöglichkeiten zu erhalten. Zudem solle man bei Belangen, die ältere ÖPNV-Nutzende betreffen, zuvor ihre Interessenvertretung involvieren. „Das ist natürlich abgelehnt worden“, stellt Ursula Schwarz zu ihrem Bedauern fest.
Und auch in der Gesamtschau gelte: „Das ist alles unbefriedigend.“ Sie seien durchaus interessiert an Fragen der Digitalisierung, viele Ältere nutzen gerade Laptops oder Tablets gern. „Aber es geht alles Knall auf Fall, es überschlägt sich, und das macht vielen Angst.“ Zwar würden Seniorinnen und Senioren von heute gerne als fit dargestellt, „aber die Realität sieht oft anders aus“, betont Ursula Schwarz.
Und sie findet, dass es mit dem Automatenabbau so nicht weitergehen kann: „Es kann nicht sein, dass sich ältere Menschen ein Smartphone anschaffen und das nochmal auf sich nehmen und komplett umstellen müssen“, findet die Vorsitzende der Interessenvertretung für ältere Menschen in Darmstadt. „Das ist für viele nicht praktikabel, da muss etwas passieren.“
Alexandra Welsch